Angebot im Ofehüsli: ...und das Wort ward Bild---
Unterwegs mit Bildern und Texten des reformierten Theologen und Goldschmmiedes Josua Boesch
vom 22.2. – 9.4.2023
Rainer Huber,
Das Ofehüsli ist vom 22.2. bis Ostern (9.4.) täglich von 9 Uhr bis 20:30 Uhr geöffnet.
Begegnung und Gespräch jeweils am Dienstag um 19:30 Uhr
Folgende Bilder und Themen haben wir ausgesucht:
28. Februar, Pfarrer Rainer Huber: Der geeinte Mensch
7. März, Pfarrerin Colette Staub: Der Lebensbaum
14. März, Pfarrerin Colette Staub: Der aufgebrochene Himmel
21. März, Pfarrer Rainer Huber: Der Schrei von Karin und Abel - jüdische Spuren in der Spiritualität
28. März, Pfarrer Rainer Huber: Die Auferstehung des Judas - Verhältnis von Identität und Ikone
4. April, Pfarrerin Colette Staub: Der Unverfügbare
«Josua, mein Kreuzweg ist
ein Auferstehungsweg geworden.»
Diese Worte sagte ein junger Katalane auf seiner Pilgerreise von Calais nach Rom, als er im Jahr 1983 zu Josua Boesch kam, einem reformierten Theologen und Kunsthandwerker, der sich im tos- kanischen Apennin niedergelassen hatte, und dessen Werke er gerade voller Ergriffenheit betrachtete.
Dieser Josua Boesch hatte mit 51 Jahren Pfarramt und Familie verlassen, und lebte von 1979 bis 1985 im benediktinischen Eremo di Camandoli, um sich seinem Werk, dem Gestalten von Metallikonen, widmen zu können. Inspiriert hatte ihn unter anderem die Communauté de Taizé, ein Leben in Stille und ökumenischer Verbundenheit zu leben.
Dass sich ein reformierter Pfarrer mit «Ikonen», einer sonst in der Ostkirche beheimateten religiösen Andachtsform beschäftigte, mag befremden. Aber für Josua Boesch, den gelernten Goldschmied, wollte das Wort immer Bild, «Ikone» werden. Gott hat den Menschen als «seine Ikone», d.h. als sein Abbild geschaffen.
Für Josua Boesch ist es die Aufgabe des Menschen, diesem göttlichen Bild gerecht zu werden, es in der Welt sichtbar und wirksam werden zu lassen, und zwar im eigenen Leben und Arbeiten.
Für Josua Boesch sind biblische Texte wie die «Fleischwerdung des Wortes» nach Joh 1,14, aber auch die Gottesebenbildlichkeit des Menschen in 1. Mose 27 Grundlagen des Denken und Schaffens.
Er verband in seinen Werken bewusst verschiedene Materialien: edle Metalle wie Gold und Silber, aber auch sogenannte unedle Metalle wie z. B. Kupfer kamen zum Einsatz. Die filigranen Figuren treten uns auf Materialien wie Keramik, Natursteinen oder auch Holzstücken entgegen, ja sogar auf Knochen. Immer aber soll das Bild auf Gott zurückweisen als Ursprung und Ziel allen Seins.
Den anfangs genannten «Auferstehungsweg» verstand Josua Boesch selbst als Ausdruck seines eigenen Aufbruches aus den gewohnten Bahnen religiösen Lebens.
Dabeisah er sich in der Tradition eines Franziskus von Assisi, aber auch eines Niklaus von Flüe, auf den er sich in der Einleitung zum später entstandenen Buch zum «Auferstehungsweg» ausdrücklich beruft:
«Ausgelöst durch das Meditationsbild des Niklaus von Flüe, entfaltete sich mir hier in Camaldoli der Auferstehungsweg. Sein Geheimnis berührte jenen jungen Katalanen auf seinem Pilgerweg...(...). Ich erkannte, dass was ihm und mir geschah, typisch sein muss für das, was heute vielen geschieht: ein Aufbrechen von zuinnerst – ein Exodus aus der Welt der Sklaverei und des Todes in eine Welt der Freiheit des Lebens.»
Josua Boeschs eigener Ausbruch aus Familie und Beruf war radikal und kompromisslos, was nicht ohne tiefe Verletzungen von Beziehungen möglich war. Deshalb rang Josua Boesch auch intensiv mit den Fragen der Versöhnung: Was ist mit den Brüdern Kain und Abel? Trage nicht ich selbst in mir einen wilden, ungestümen Kain, den Stammvater der Künstler und Handwerker, aber auch den sanf- ten, in der Stille meditierenden Hirten Kain? Frucht dieses Ringens war eine dreigliedrige Ikone, das «Triptychon von Kain und Abel». Später führten diese Auseinandersetzungen und Bemühungen um Versöhnung tödlich zerstörter Beziehungen zur Ikone «Auferstehung des Judas».
Die abgebildete Ikone trägt den Namen «der Unverfügbare». Sie zeigt den Auferstandenen, der das leere, nichtig gewordene Kreuz verlässt, leicht, mit weit offenen Armen auf uns zukommt. Fastenzeit ist Vorbereitung auf Ostern: Auferstehung aus dem Dunkel heraus, ins Farbige, Lichte.
Josua Boesch ist der diesjährige Fasten-Zyklus (22.2. – 9.4.23) im «Ofehüsi» neben der Kirche Frutigen gewidmet,
Text: Pfrn. Colette Staub, Frutigen